Als Luftwesen (Doppel-Zwilling) bewege ich mich gerne zwischen den Polen hin und her, und lege mich ungern einseitig fest. Warum auch – sind wir einseitig, sind wir schief. Betonen wir einen Aspekt zu stark, kommen wir aus dem Gleichgewicht. Meiner Erfahrung nach finden wir die Mitte am besten, wenn wir uns einpendeln. Nehmen wir verschiedene Standpunkte ein, bekommen wir einen umfassenderen Blick auf eine Sache.
Nehmen wir das Beispiel Entschleunigung. Ich kann es schon nicht mehr hören. Vor lauter Entspannung verpassen wir unser Leben. Die Faz am Sonntag hat auch eine nette Kolumne darüber gebracht. Stichwort Entschleunigungsindustrie. Leben ist Aktivität, ist Spannung. Reisen bereichert, gibt Impulse, von denen man lange zehren kann. Nichts gegen einen schönen Nachmittag auf der Couch, oder einen gepflegten Sauna-Besuch. Aber ausruhen können wir uns (zumindest der Körper) noch lange genug. Der Weg des Budda ist der goldene Mittelweg.
Ja Entspannung ist auch Teil der Heilmeditation, aber nicht ihr dominantes Ziel. Spannung und Entspannung gehören zusammen, bilden ein Gleichgewicht. Wie Yoga und in anderen Wegen, wie z.B. Progressiver Muskelentspannung, kommt echtes Loslassen erst durch Anstrengung.
Genauso sind wir gleichzeitig stark und sanft. Wir geben – wir bekommen. Wir sind aktiv, sind Willenswesen und gleichzeitig transzendieren wir uns, lösen uns auf. Wir sind ganz, und Teil des Ganzen. Wir sind alleine Ok – und fühlen uns in der Gruppe wohl.
Also beklagen wir uns nicht über die Beschleunigung, sondern nutzen wir sie. Wie der Surfer auf der Welle. Den Stier an den Hörnern packen. Mein großer Lehrer Armin Mattich sagte einmal: ,für was man früher leicht 10 Jahre meditieren musste, ist heute, wenn Gott will, in 30 Minuten möglich‘.
Also lasst uns den Tag nutzen.
Ganz liebe Grüße
Christoph